… eine großartige Frau!
Alma Kettig wurde am 5. Nov. 1915 in Wuppertal-Barmen geboren und aufgewachsen. Sie stammte aus einer politisch aktiven Arbeiterfamilie. Beide Eltern hatten das Schneiderhandwerk erlernt. Es ist die Lebensgeschichte einer widerständigen Pazifistin.
Ihre Mutter nahm sie zu Parteiversammlungen mit. Mit 14 Jahren erhielt die Jugendweihe und trat der (sozialdemokratischen) Sozialistischen Arbeiterjugend bei. Schon zwei Jahre später beteiligte sie sich am Widerstand gegen die Nazis: Sie klebte Plakate, verteilte Flugblätter gegen die braune Gefahr, besorgte Botendienste, schmuggelte Briefe und brachte sich damit oft in Lebensgefahr. In dieser Zeit arbeitete sie bei Versicherungen und als Buchhalterin, danach als Sekretärin (in Witten).
Von 1952 bis 1964 war sie Stadtverordnete in Witten, 1953 wurde sie als Mitglied der SPD in den Bundestag gewählt. Dort waren ihre Arbeitsschwerpunkte Frauen-, Sozial- und Friedenspolitik. Alma gehörte zum linken Flügel der Partei, der gegen die deutsche Wiederbewaffnung kämpfte, sowie gegen die Integration in die Nato und die atomare Rüstung. Trotz Fraktionsdisziplin stimmte sie gegen die Wiedereinführung der Bundeswehr offen mit „Nein”, stimme gegen die Notstandsgesetze und votierte als einzige gegen den Verteidigungsetat. So geriet sie in der SPD-Fraktion zunehmend in eine Außenseiterposition.
Bald wurde sie gedrängt, ihr Bundestagsmandat aufzugeben. Damit begannen Verleumdung, Diskriminierung und Anwürfe, Informationen an die Deutsche Friedensunion oder an Behörden der DDR weitergegeben zu haben. Schließlich konnte sie dem Druck nicht mehr standhalten und legte 1965 Bundestagsmandat und alle Parteiämter nieder, blieb aber Mitglied der SPD. Anschließend war sie mehrere Jahre arbeitslos. Als junge Frau hatte sie die städtische Handelsschule in Wuppertal-Barmen besucht und konnte den Beruf der Stenotypistin ausüben und später als freie Journalistin arbeiten.
Sie blieb immer politisch aktiv und unbequem, war NS-Widerstandskämpferin, engagierte sich in der Westdeutschen Frauen- und Friedensbewegung, in der Gewerkschaft IG Chemie und wurde 1983 zweite Vorsitzende der Wuppertaler Ortsgruppe des Deutschen Freidenkerverbandes.
Alma Kettig starb am 5. Aug. 1997 in Wuppertal-Barmen. Ihre Urne wurde auf dem städtischen Friedhof in Wuppertal-Ronsdorf beigesetzt. “Ein Leben für Freiheit und Menschenwürde ist zu Ende gegangen” schrieben Angehörige und Freunde in ihrer Todesanzeige.
Quellen
Notz, Gisela, Alma Kettig. Frauen in der Mannschaft, Bonn 2003, S. 264ff.
Humanistischer Pressedienst, Sie war politisch engagiert und unbequem. Alma Kettig
Weitere Infos gibt es unter
www.Alma-Kettig.de