Franz-Josef Degenhardt – der standhafte Freigeist
Der linke Liedermacher, Romanautor, Jurist und Rechtsanwalt Franz-Josef Degenhardt hat eine ganze Generation mit seinem kritischen Zeitgeist beeinflusst.
Geboren wurde er am 3. Dezember 1931 in der Nachbarstadt Schwelm und er wuchs in einer katholischen, aber antifaschistischen Familie auf, zu der z.B. auch der Kardinal Johannes Degenhardt gehörte.
Der Reformpädagoge Fritz Helling hat schon in jungen Jahren auf dem Gymnasium weitgehend seine Weltanschauung geprägt. So hat er schon früh gegen den kleinbürgerlichen Mief aufbegehrt, der die Basis des deutschen Faschismus bildete.
Nach dem Abitur studierte er Rechtswissenschaften, promovierte und verteidigte in den sechziger Jahren unter anderem Kommunisten, Sozialdemokraten und APO-Mitglieder. 1961 trat er in die SPD ein, wurde aber 1971 ausgeschlossen, weil er zur Wahl der DKP aufgerufen hatte. Dieser Partei trat er dann konsequenterweise 1978 bei und blieb ihr in allen Höhen und Tiefen bis zuletzt treu.
Als Liedermacher wurde Degenhardt eigentlich erst durch die berühmten Konzerte auf der Burg Waldeck bekannt. In dieser Zeit entstanden solche später berühmt gewordenen Lieder wie: „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“, „Horsti Schmandhoff“ und „Tonio Schiavo“. Seitdem nannte man ihn auch liebevoll „Väterchen Franz“.
Später dann kam seine Abrechnung mit denjenigen, die sich von dem System hatten vereinnahmen lassen, aber „mit dem Maul“ immer noch die größten Revoluzzer spielten. Ein typisches Beispiel dafür ist das Lied vom „Wildledermantelmann“.
Ende 1970 war es verboten, seine Lieder im Rundfunk zu spielen. Doch FJD – oder „Karratsch“ ließ sich nie beirren auf dem Weg, den er einmal eingeschlagen hatte. Seine Romane „Zündschnüre“ und Brandstellen“ wurden verfilmt. In seinen Liedern und Balladen spielten zunehmend auch wirkliche Volkshelden eine Rolle, so z.B. der „Bauernführer Joß Fritz“, der „listige Lehrer“, „Mutter Mathilde“ und „Natascha Speckenbach“.
Der Niedergang des Sozialismus hat Degenhardt hart getroffen – wie viele andere auch. Doch er hat nicht resigniert, sondern auch jetzt mit der Gitarre und seinem unvergleichlichen Stil weitergekämpft. So entstanden Songs wie „Am Grab“, wo er in Zwiesprache mit dem inzwischen verstorbenen Kommunisten Rudi Schulte die Ursachen des Scheiterns aufarbeitet.
Degenhardt hat bis zuletzt seinen Beitrag für eine bessere Welt geleistet. Er trat noch auf Konzerten und beim UZ-Pressefest auf. Er hat sich nie „einlullen“ lassen, sondern sich seinen scharfen, kritischen Geist bewahrt und war so das Gewissen einer ganzen Generation. In den letzten Lebensjahren erkrankte er schwer und starb – fast 80-jährig – am 14. November 2011 in Quickborn bei Hamburg.
Zu finden bei Youtube:
Degenhardt – In den guten alten Zeiten
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von Jürgen Köster, Wuppertal