Rudolf Carnap


Der Philosoph aus Ronsdorf

Am 18. Mai 2016 steht der 125. Geburtstag von Paul Rudolf Carnap an. Er wurde im Jahre 1891 in Ronsdorf geboren. Sein Geburtshaus, die „Villa Carnap“, steht noch heute In der Krim.

carnapEr besuchte das Humanistische Gymnasium in Barmen, erlernte schon mit 14 Jahren die Sprache „Esperanto“ und distanzierte sich zunehmend innerlich von der starken Religiosität seiner Eltern. Das Abitur machte er 1909 in Jena. Dort studierte er anschließend Mathematik, Physik und Philosophie. Er nahm als Soldat am 1. Weltkrieg teil, wurde verwundet und für Tapferkeit ausgezeichnet. Doch aufgrund seiner grausamen Erlebnisse an der Front nahm er später eine kritische Haltung gegenüber Krieg, Militarismus, Nationalismus und Chauvinismus ein und wurde Mitglied der USPD.

Rudolf Carnap setzte nach Kriegsende sein Philosophiestudium fort. 1921 promovierte er mit der Arbeit „Der Raum“, habilitierte 1926 mit seinem ersten Hauptwerk „Der logische Aufbau der Welt“ an der Wiener Universität. Dort war er bis 1931 als Privatdozent tätig und nahm maßgeblich an den Diskussionen des „Wiener Kreises“ teil. Von 1931 bis 1935 hatte er eine Professur für Naturphilosophie an der Deutschen Universität in Prag inne.

1936 emigrierte Rudolf Carnap in die USA, wo er an der University of Chicago, der Princeton University und an der Universität in Los Angeles Professuren inne hatte. Doch er mischte sich auch politisch ein, unterstützte aktiv die Bürgerrechts- und die Anti-Vietnam-Bewegung.

Die Richtung seines politischen Denkens bezeichnete Carnap als pazifistisch, antimilitaristisch und auch sozialistisch. Er dachte allerdings nicht an eine Verwirklichung durch praktische Tätigkeit. Gleichwohl erkannte er, dass in verschiedenen Ländern einzig die Arbeiterparteien die Kriegsgegnerschaft bewahrt hatten. So begrüßte er die deutsche Revolution 1918 als Befreiung von den alten Mächten, wie auch zuvor die Revolution in Russland.

Für Carnap gehörten drei Grundannahmen zum „wissenschaftlichen Humanismus“:

  1. Die „Ansicht, dass der Mensch weder übernatürliche Beschützer noch übernatürliche Feinde hat und dass deshalb alles, was zur Verbesserung des Lebens getan werden kann, Aufgabe des Menschen ist“.
  2. Dass „die Menschheit fähig ist, ihre Lebensbedingungen so umzugestalten, dass viele der heutigen Leiden vermieden und die äußere und innere Lebenssituation für den einzelnen, die Gemeinschaft und schließlich die ganze Menschheit wesentlich verbessert werden könnte“.
  3. Dass „jede überlegte Handlung Welterkenntnis voraussetzt, dass die wissenschaftliche Methode die beste Methode ist und die Wissenschaft deshalb als eines der wertvollsten Instrumente zur Verbesserung des Lebens betrachtet werden muss.“ (Rudolf Carnap, Mein Weg in die Philosophie. Stuttgart 1993)

Rudolf Carnap starb am 14. September 1970 nach einem erfüllten Leben im kalifornischen Santa Monica.

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von Jürgen Köster, Wuppertal-Ronsdorf

 

Die Stadt Bornheim (bei Bonn) hat eine Straße nach R. Carnap benannt. Im Juli 2015 hat Jürgen Köster als Vertreter der Linken bei der Bezirksvertretung Wuppertal-Ronsdorf beantragt, die Verdienste des Ronsdorfer Bürgers Rudolf Carnap durch die Benennung eines öffentlichen Gebäudes zu würdigen. So könnte die geplante Kita an der Staubenthaler Straße den Namen „Rudolf-Carnap-Kindertagesstätte“ tragen.